Fotografie: Julia Luzina / Text: Lena Barkovic

Etwas Neues in sich selbst entdecken

Ich möchte allen klarmachen, dass Nacktheit nichts Vulgäres ist. Weder ein Schrei nach Aufmerksamkeit noch eine Manifestation von Exhibitionismus. Es ist die Möglichkeit etwas Neues in sich selbst zu entdecken und zu akzeptieren. Auch die Beziehung zwischen dem Äußeren (dem Körper) und dem Inneren. 

Nur das Wesentliche übriglassen

Der Körper ist ein interessanter Kunstgegenstand. Jeder hat einen. Und mir gefällt die Idee, dass man alles Überflüssige entfernen und nur das Wesentliche übriglassen kann. Je mehr Kleidungsstücke die Personen während des Fotoshootings fallen lassen, desto freier wirken sie. Die Verlegenheit schwindet. Die Person wird vollständig nackt, offen und ehrlich.

Sie erreichen den Punkt, an dem sie ganz dem Moment vertrauen und keine Angst mehr haben. Ich beobachte diese Veränderungen sehr gerne.

Der innere Zustand

Der innere Zustand des Fotografen wird während des Shootings immer auf die Personen übertragen – und umgekehrt. Wenn ich mich schäme, mir Sorgen mache oder unaufrichtig bin – wie kann ich von meinem Model erwarten andere Emotionen auszustrahlen? Meine Offenheit schafft Vertrauen. Als ob mein Inneres sagen würde: „Schau, ich bin gerade so offen wie ich kann und ich würde mich freuen, wenn du dich mir gegenüber genauso öffnen könntest.“ Sich einander öffnen gibt uns die Möglichkeit gemeinsam etwas Besonderes zu schaffen. 

Ein Shooting ist wie Meditation

Für mich ist es wichtig, dass eine Person offen für Experimente ist, mir vertraut und aktiv in den Schaffungsprozess involviert ist. Nur dann ist unsere Interaktion natürlich und ehrlich. I arbeite meist alleine mit dem Model, da ein Shooting ein sehr intimer Prozess ist – eine Art Meditation. Die Welt um mich herum verschwindet und nur das Model bleibt.

Unvorhersehbar, transformativ und bedeutungsvoll

Das richtige Bild aufzunehmen ist immer ein unvorhersehbarer Prozess. Am Anfang kann es eine bestimmte Idee sein, die sich dann in etwas ganz anderes verwandelt. Ich entdecke plötzlich Bedeutungsebenen, die ich vorher nicht gesehen habe. Außerdem mag ich es die Beziehungen zwischen den Fotos zu entdecken und sie miteinander zu ergänzen. Währenddessen achte ich nicht auf das technische Equipment. Für mich ist es wichtig schnell und mobil zu sein. Die Idee kommt an erster Stelle, der Rest ist sekundär.

Wir sind alle eins

Ich möchte so viele Menschen wie möglich an einem Ort zusammenbringen und zeigen, dass alle Menschen, alle Lebewesen und Dinge, und die ganze Welt eins sind. Diese Idee kam mir schon vor der Corona-Pandemie. Es ist noch nicht ganz klar, wann man diese Idee umsetzen kann. Nichtsdestotrotz wird es sicher interessant es nach den aktuellen Ereignissen zu versuchen, die uns zwar auf Zeit physisch getrennt, aber geistig zusammengebracht haben.